Präsentation der weltweit umfangreichsten Studie über Bewohnergesundheit
in energieeffizienten Neubauten
v.l.n.r. Peter Tappler (Studienleiter, IBO), Hans-Peter Hutter (Studienleiter, MedUni Wien) / Bild: © Tappler
Energieeffizientes Bauen gehört mittlerweile zum Standard, darum stellt sich auch hier die Frage nach einer gesunden und behaglichen Wohnsituation. Die Raumluft spielt dabei eine entscheidende
Rolle. Daher wurden im Rahmen der Studie
sowohl objektive Parameter der Raumluftqualität als auch die Sicht der Bewohner
ermittelt, um eine wissenschaftlich fundierte Aussage zur Wohngesundheit geben zu können.
Mehr als 120 Wohnobjekte, über 570 Interviews und über 3.000 Einzelmessungen
Aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms "NEUE ENERGIEN 2020" durchgeführt, dauerte die weltweit umfangreichste Erhebung zu diesem Thema mehr als drei
Jahre, bei der über 120 neue, energieeffiziente Wohngebäude auf chemisch-physikalische Parameter untersucht sowie über 285 Erwachsene und Kinder befragt worden sind. Neben der Erhebung der
subjektiven Einschätzung der Luft, des Gesundheitszustands sowie des Wohlbefindens der Bewohner wurden im Bereich der wichtigsten Raumluft-Parameter (CO
2
, VOC, Formaldehyd, Luftfeuchte,
Raumtemperatur, etc.)
über 3.000 einzelne Messungen
durchgeführt. Durch Einteilen in zwei Untersuchungsgruppen - eine Testgruppe mit Wohnraumlüftungsanlagen und eine Kontrollgruppe
mit ausschließlicher Fensterlüftung - sollte ein direkter Vergleich ermöglicht werden. Das erste Mal wurde drei Monate nach Einzug der Bewohner gemessen und befragt, eine Wiederholung fand 15 Monate nach Einzug statt.
Erhebung der Raumluftfaktoren zeigt: Deutlich höhere Raumluftqualität durch Lüftungsanlagen
"Die Ergebnisse aus der Raumluft-Untersuchung waren eindeutig: Wohnobjekte mit Wohnraumlüftungsanlagen
erzielten bei sämtlichen Parametern für gesunde Raumluft im Mittel bessere Werte als rein über die Fenster belüftete Objekte und wiesen somit eine deutlich höhere Raumluftqualität auf", so DI Peter Tappler, Studienleiter des Österreichischen Instituts für Baubiologie und
Bauökologie (IBO). Mit 1.340 ppm lag der durchschnittliche CO
2
-Wert in Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlage innerhalb des Mindesthygienestandards von 1.400 ppm; bei reiner
Fensterlüftung war die mittlere CO
2
-Konzentration mit 1.920 ppm auffällig erhöht. Bei Schadstoffen aus der Gruppe der VOC (flüchtige organische Verbindungen) verhielt es sich ähnlich: So wiesen
weniger als ein Prozent der Wohnobjekte mit Wohnraumlüftungsanlagen, aber jedes zehnte herkömmlich über Fensterlüftung belüftete Objekt zum zweiten Messzeitpunkt erhöhte
Konzentrationen auf. Lediglich
im Bereich der Luftfeuchte im Winter
zeigte sich bei Lüftungsanlagen Optimierungsbedarf - dies ist auf den deutlich höheren Luftwechsel zurückzuführen. Die Ergebnisse
aus den Messungen deckten sich mit jenen der Befragungen: Trockene Augen wurden häufiger als Kritikpunkt in Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlagen angegeben, was nicht verwundert, da
die im Rahmen der Studie geprüften Anlagen noch nicht mit moderner Feuchterückgewinnung und Bedarfsregelung ausgestattet waren.
Mess- und auch spürbar: 87 Prozent der Bewohner mit Lüftungsanlagen sind sehr zufrieden
In den Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlagen waren 87 Prozent der Teilnehmer sehr zufrieden mit der Wohnsituation. Sie nahmen die Luftqualität deutlich positiver wahr - "frisch", "angenehm", "sauber" - als die Bewohnerin Objekten mit reiner Fensterlüftung. "Auch aus medizinischer Sicht
werden Lüftungsanlagen befürwortet. Die Ergebnisse machen ersichtlich, dass Wohnraumlüftungsanlagen die Gesundheit und das Wohlbefinden - entgegen gängiger Meinungen - positiv
beeinflussen. Raumluftqualität und klimatische Zufriedenheit werden messbar gesteigert", sagt dazu Assoz.-Prof. DI Dr. med. Hans-Peter Hutter, medizinischer Leiter der Studie und Oberarzt am Institut
für Umwelthygiene der MedUni Wien.
Beurteilung Schimmel / Bild: © Tappler
Resümee: Energieeffiziente Wohngebäude mit Wohnraumlüftungsanlagen sind zukunftsweisend
Hutter erklärt: "Anlass für diese umfangreiche Erhebung war die Frage, ob Lüftungsanlagen die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen. Obwohl die Luftfeuchte in den Wohnräumen noch zu gering ist, kann darauf ab sofort mit einem 'Nein' geantwortet werden." In Sachen Luftfeuchte gilt es
zu handeln. Lösungen, wie hochqualitative Komfort-Lüftungsanlagen existieren bereits. Darauf sollte
aber schon bei Planung und Bau geachtet werden, denn der nachträgliche Einbau von Wohnraumlüftungsanlagen bedeutet enormen wirtschaftlichen Aufwand. "Die im Passivhaus verwirklichte
Kombination aus energieeffizienter Bauweise und Komfortlüftung
ist ideal, um
zukunftsträchtig zu bauen. So optimiert man das Wohlbefinden und den Gesundheitszustand der Bewohner und sorgt nachhaltig für die Umwelt. Wichtig für Neubauten ist die Verwendung von
hochqualitativen Komfort-Lüftungssystemen mit Bedarfsregelung und Feuchterückgewinnung, so kann die Luftfeuchtigkeit optimiert werden, Beschwerden wie trockene Augen sollten dann nicht
mehr auftreten", fasst Peter Tappler zusammen.
Die vollständige Studie steht als Download zur Verfügung auf
www.innenraumanalytik.at
.
Weitere Informationen:
www.raumluft.org